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12015 Umsetzungsorientierter Ansatz für ein nachhaltigkeitsorientiertes QMS

Ein nachhaltigkeitsorientiertes QMS kombiniert die Grundsätze des Qualitätsmanagements mit denen der Nachhaltigkeit. Damit können neben dem wirtschaftlichen Ziel langfristig auch ökologische und soziale Ziele erreicht werden. Weiterhin erhöht ein nachhaltigkeitsorientiertes QMS die Zufriedenheit der interessierten Parteien, z. B. Kunden, Lieferanten oder Mitarbeiter, da deren Bedürfnisse und Erwartungen berücksichtigt werden. Die Integration eines nachhaltigkeitsorientierten Ansatzes in ein bestehendes QMS muss gut geplant werden und die Mitarbeiter und Führungskräfte müssen von Projektbeginn an mit ins Boot geholt werden. Dieser Beitrag beschreibt, wie ein nachhaltigkeitsorientierter Ansatz entwickelt und in ein bestehendes QMS integriert werden kann.
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1 Einführung

Viele Unternehmen, die bereits ein QM-System nach einer Qualitätsnorm eingeführt haben, stellen sich die Frage oder sehen sich der Herausforderung gegenüber, wie nachhaltige Aspekte in das bestehende Managementsystem integriert werden können. Diese Überlegungen sind wichtig, da ein modernes QM-System nicht nur die Ziele zur Verbesserung von Dienstleistungen und Produkten, sondern auch ökologische und soziale Ziele verfolgen sollte. Zudem kommen steigende Erwartungen der interessierten Parteien hinzu, die über ein funktionierendes QM-System hinausgehen. Das bedeutet, dass das Ziel ein nachhaltig orientiertes QM-System sein muss, in dem ebenfalls die nicht finanziellen Leistungen eines Unternehmens betrachtet werden und vor allem in dem ein Unternehmen ganzheitlich dargestellt wird.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man an das Thema Nachhaltigkeit herangehen und sich Informationen einholen kann. Nachfolgend werden einige Möglichkeiten kurz vorgestellt:
Leitfaden
DIN ISO 26000: Eine Hilfestellung leistet die ISO 26000, ein freiwillig anzuwendender Leitfaden, der Organisationen unterstützt, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Der Leitfaden hat einen umfassenden inhaltlichen Anspruch, da er sich mit Kernthemen, wie Organisationsführung, Menschenrechten, Arbeitspraktiken, Umwelt, fairen Betriebs- und Geschäftspraktiken, Konsumentenanliegen sowie Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft beschäftigt. Der Leitfaden liegt in der Fassung von 2020 in deutscher Sprache vor.
Berichterstattung
Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK): Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) ist ein international anwendungsfähiger Berichtsstandard für Nachhaltigkeitsaspekte. Der DNK ist für alle nicht berichtspflichtigen Unternehmen und Organisationsformen ein gutes Instrument, um sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen, da die 20 Kriterien des Index alle relevanten Themen in Bezug auf Nachhaltigkeit beleuchten.
Global Reporting Initiative (GRI): Viele Unternehmen, insbesondere börsennotierte, erstellen und veröffentlichen jährlich Nachhaltigkeitsberichte. Damit übernehmen sie Verantwortung für ihre Tätigkeiten und Leistungen für ihre Mitarbeiter und für die Umwelt – im eigenen Betrieb und in der Wertschöpfungskette. Die Global Reporting Initiative (GRI) gibt Leitlinien an die Hand, damit Unternehmen eine gute und vergleichbare Nachhaltigkeitsberichterstattung definieren und weiterentwickeln können.
Initiativen
UN Global Compact: Die weltweit größte und wichtigste Initiative für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung stellt der UN Global Compact dar. Mittlerweile wurde der Zusammenschluss von ca. 500 Unternehmen unterzeichnet.
Internationale Arbeitsorganisation (ILO): Die Organisation ist die älteste Sonderorganisation der Vereinten Nationen und hat ihren Hauptsitz in Genf. Sie entwickelt, formuliert und setzt verbindliche internationale Arbeits- und Sozialstandards durch.
Corporate Social Responsibility (CSR): Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Hinblick auf nachhaltiges Wirtschaften. Dazu stellt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales ein Online-Informationsangebot bereit.
Normen
DIN EN ISO 14001: Diese Norm enthält die Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem. Der Zweck eines Managementsystems nach ISO 14001 besteht in der Integration ökologischer Ziele in die Unternehmensführung.
Eco-Management and Audit Scheme (EMAS): EMAS bringt Unternehmen und sonstigen Organisationen einen Nutzen, die ihre Energie- und Materialeffizienz kontinuierlich verbessern wollen und zudem schädliche Umweltwirkungen und umweltbezogene Risiken reduzieren und damit ihre Rechtssicherheit erhöhen wollen.
Social Accountability 8000 (SA 8000): Hierbei handelt es sich um einen internationalen Zertifizierungsstandard, der weltweite Standards für Arbeitsverhältnisse setzt. Bestehende internationale Vereinbarungen sowie Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und der UN-Konvention über die Rechte der Kinder sind in dem Standard enthalten.
QMS integrieren
Insgesamt gesehen ist es vorteilhaft, wenn ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem nicht isoliert aufgebaut wird, sondern in ein bestehendes Managementsystem (z. B. ISO 9001, 14001, IATF 16949) integriert werden kann. In diesem Beitrag wird in erster Linie ein bestehendes QM-System nach ISO 9001 zugrunde gelegt.
Im folgenden Abschnitt wird zunächst auf grundlegende Begriffe eingegangen, der Zusammenhang mit der ISO 9001 dargelegt und die Bedeutung eines nachhaltigkeitsorientierten QM-Systems erläutert.

2 Grundlagen eines nachhaltigkeitsbasierten QM-Systems

2.1 Definition Nachhaltigkeit

Weiterentwicklung des Begriffs
Der Begriff der Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft, wo es dem Prinzip entspricht, nur so viel Holz zu fällen, wie jeweils nachwachsen kann. Der Begriff hat sich heutzutage weiterentwickelt und es gibt mittlerweile eine Reihe von Definitionen, die sehr unterschiedlich ausfallen. Nachfolgend werden vier beispielhaft aufgeführt:
1.
Der Duden definiert Nachhaltigkeit einfach als „längere Zeit anhaltende Wirkung” [1].
2.
Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg hält folgende Definition vor: „Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Das betrifft ökologische, ökonomische und soziale Aspekte. Es geht also um einen verantwortungsbewussten Umgang mit den endlichen Ressourcen auf unserer Erde, damit heutige und künftige Generationen weltweit ein lebenswertes Leben – entsprechend ihrer Bedürfnisse – führen können.” [2]
3.
Im Gabler Wirtschaftslexikon findet sich folgende Definition: „Als nachhaltig wird eine Entwicklung bezeichnet, bei der heutige Bedürfnisse befriedigt werden (intergenerationale Gerechtigkeit), ohne zukünftigen Generationen die Lebensgrundlage zu entziehen (intragenerationale Gerechtigkeit).” [3]
4.
In der Global Reporting Initiative (GRI) ist Nachhaltigkeit wie folgt definiert: „Nachhaltigkeit ist die Fähigkeit, die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Dies beinhaltet die gleichzeitige Berücksichtigung der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Soziales und Wirtschaft.”
Allein die Beispiele zeigen, dass es keine allgemeingültige Definition von Nachhaltigkeit gibt. Die meisten Definitionen führen aber die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Soziales und Ökonomie auf.

2.2 Nachhaltigkeit im Kontext der ISO 9001

Im Gegensatz zur ISO 14001 ist der Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und den Anforderungen der ISO 9001 nicht auf den ersten Blick nachvollziehbar. Sieht man sich aber die Abschnitte der ISO 9001 genauer an, dann wird klar, dass man schon aus deren Anforderungen Zusammenhänge zur Nachhaltigkeit herleiten kann. Normen, wie ISO 14001 oder IATF 16949 haben Anforderungen, die die der ISO 9001 übersteigen und noch stichhaltigere Anknüpfungspunkte zur Nachhaltigkeit bieten.
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